Sonntag, 4. August 2013

Manipulation im geschlossenen System

Haben Sie sich schon öfter gefragt, warum das Arbeitsamt so gerne an Zeitarbeitsfirmen vermittelt? Haben Sie sich gewundert, weshalb unsere Arbeitslosenstatistik so positiv ist? Wenn Sie am Ende des Artikels nicht aus dem Staunen heraus kommen, ahnten Sie sicherlich schon , dass das System Arbeitsvermittlung nicht wirklich funktioniert!

Der Bundesrechnungshof hat nun in einer noch unveröffentlichten Studie Manipulationen und ein geschlossenes System aus Geldgier, Druck und falsche Zahlen bei 7 Arbeitsagenturen entdeckt. Diese wurden wahllos aus den 156 vorhandenen Agenturen ausgewählt und über einen Zeitraum von 3 Monaten geprüft, anschließend wurde um eine Stellungnahme gebeten. Erschütternd ist vor allem, mit welchen perfiden Methoden Teamleiter versuchen, die sehr hohen bis wahnsinnigen Vorgaben aus Regionaldirektionen oder der Zentrale aus Nürnberg umzusetzen! Warum? Weil hier Leistungsprämien im Raum stehen, die bis zu 20% des Gehaltes ausmachen können, rund 6,2 Millionen Euro pro Jahr. Da geht man aus Teamleiter auch mal soweit, klare Anweisungen zu geben, um Arbeitssuchende durch permanente Masseninformationsveranstaltungen aus der Statistik zu drücken. Dies geschieht bei Nichterscheinen automatisch und wird gerne als Methode zum Jahreswechsel eingesetzt. Doch dies ist nur die Spitze des Eisberges!

Arbeitslose, denen 720 Tage Arbeitslosengeld zusteht landen immer wieder in sogenannte IFLAF Sonderprogramme, wo auch Geld eingespart werden kann. Aber da gibt es noch die \"Creamies\" , Arbeitslose, die leicht zu vermitteln sind und wo die Arbeitsagentur verstärkt tätig wird. Diese werden dann innerhalb eines Tages durch die Abteilungen geschleust, da schnelle Vermittlungen positive Zahlen gibt, \"Job to Job\" nennt sich das intern. Idealerweise wird versucht, diese Menschen bei Zeitarbeitsagenturen für wenige Monate unterzubringen, denn so kann dieser Arbeitslose gleich 3 oder 4 Mal pro Jahr in den grünen Zahlen landen. Ohne Zeitarbeit, sagt auch die Arbeitsagentur, sind diese Vorgaben gar nicht zu halten.

30% landen in der Zeitarbeit

Besonders perfide werden die Agenturen, wenn sie an Berufsschulen nach Schülern suchen, die kurz vor der Prüfung stehen! Hier werden gerne Schüler in technischen Berufen gesucht, die eine feste Zusage zur Übernehme haben. Anschließend werden diese unter irgendwelchen Vorwänden als arbeitssuchend in die Kartei aufgenommen, um so später einen positiven Abschluss zu bekommen. Auf der Strecke bleiben natürlich die schwer zu vermittelnden Arbeitslosen, die teilweise monatelang auf einen Termin warten müssen und teilweise darum betteln, eine Hilfe zu bekommen.

Das ganze System - so der Bundesrechnungshof - basiert auf den Versuch Statistiken positiv zu drücken und hohe Prämien zu erzielen, dies ist in meinen Augen einfach nur krank und peinlich! Warum sollte man dies nur unterstützen? Ich würde mich als Teamleiter schämen, zur Arbeit zu gehen um den Vorgaben zu folgen , die sich Regionaldirektoren vermutlich im positiv leuchtenden LSD-Wahn ausgedacht haben. Daher wäre es doch sinnvoll, das Prämiensystem zu streichen, um allen Menschen wieder eine Chance zu geben.

geschrieben von Joern Petersen
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